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Connecting the Dots

Im April kam der Deutsche Biotechnologie-Report 2016 von Ernst & Young zu der Feststellung, der deutsche Biotechnologie-Sektor bleibe durch einen Mangel an Entrepreneurship hinter seinem Potenzial zurück. So biete Deutschland zwar gute Voraussetzungen bei Wissenschaft und Forschung, sei aber bei Professionalisierung und Kommerzialisierung von innovativen Geschäftsideen gegenüber beispielsweise den USA im Rückstand. Ich habe seinerzeit die Vermutung angestellt, dass ein Entwicklungsbedarf bei Gründergeist, Wagniskultur und Professionalität im Management auch in anderen Hightech-Bereichen bestehen könnte.

Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die Befunde der Markenberatung Biesalski & Company, die Ende vergangenen Jahres in »Die Marken der deutschen Hidden Champions 2015« für die WirtschaftsWoche konstatiert:

Während die asiatischen Anbieter das volumenstarke mittlere Preissegment erobern, neigen die Deutschen weiterhin zum Over-Engineering.«

Im Mai hat nun die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) ihren Bericht »Industrie 4.0: Internationaler Benchmark, Zukunftsoptionen und Handlungsempfehlungen für die Produktionsforschung« vorgelegt. Und, Sie ahnen es, die Autoren bescheinigen dem Land der Ideen ein Beharren auf bestehenden Geschäftsmodellen und eine Neigung zum Overengineering. Auch beim Umgang mit gesellschaftlicher Verantwortung bestehen Unterschiede:

Während in Deutschland bei dem Einsatz nachhaltiger Technologien mittlerweile vor allem ideologische Aspekte im Vordergrund stehen, liegt der Fokus weltweit vor allem auf Kostenersparnissen und auf der Vermeidung von Ressourcenengpässen«,

so die Einschätzung der acatech zu Nachhaltigkeit als globalem Treiber für den Einsatz von Industrie 4.0-Lösungen.

Nach Ansicht der Autoren fehlen Deutschland aber vor allem die passenden Geschäftsmodelle, Pioniergeist, Zugang zu Kapital und die Erfahrung, nutzerfreundliche Produkte zu entwickeln«,

resümiert Netzökonom Holger Schmidt die Befunde. Schmidt führt dazu gleich noch eine Studie des Softwareunternehmens IFS an: 40 Prozent der Befragten gaben zu, dass ihnen eine klare Strategie für die Digitale Transformation fehlt.

Das klingt nun alles nach schwerwiegenden Vorwürfen: haben hiesige Unternehmen etwa keinen Plan? Doch nichts liegt hier ferner als ein Deutschland-Bashing. Ganz im Gegenteil: die Know-how-Basis ist ja ausgezeichnet. Die Herausforderung scheint eher darin zu bestehen, Exzellenz in der Forschung und unternehmerische Leuchttürme massenmarkttauglich zu skalieren. Da ist es doch gut, wenn Erfolgsfaktoren wie Professionalisierung, Entrepreneurship und Strategieumsetzung benannt werden. Was haben wir denn von einer vierten industriellen Revolution anderes erwartet als einen tiefgreifenden Wandel, der mutige Pioniere auf den Plan ruft? Und wenn diese Pioniere, gerade in jungen Unternehmen und bei Hidden Champions, diesbezüglich einen Entwicklungsbedarf erkennen lassen, dann ist das kein Manko, sondern ein klarer Impuls. Ich finde, wir sollten aus solchen Studien nicht ein Defizit folgern, sondern den vorhandenen Pioniergeist fördern und bei der vollen Entfaltung seines Potenzials unterstützen.

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Datum: Jul. 13Autor: Ivo Mersiowsky
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