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Neues aus den Zipfelwerken: Folge 6

Neues aus den Zipfelwerken

Achtung, Realsatire! Mit unserer Web-Doku-Soap über ein fiktives Unternehmen erinnern wir uns selbst immer wieder daran, dass Kunden ebenso wie Berater auch nur Menschen sind. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist daher zufällig, jedoch keineswegs ausgeschlossen.

„Die Jung & Wild schließen, Walter?“ Patricia von Waldeck war blass geworden und saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Kante ihres Stuhls.

Walter Zipfelhuber schritt rastlos auf und ab. »Die Wirtschaftsprüfer meinten, wir müssen auf jeden Fall mit dem nächsten Finanzbericht die Korrektur vornehmen. Nach Maximilians Einschätzung betrifft die Fehlbewertung der F&E-Assets vor allem Dich. Ihr werdet von Overhead- und Personalkosten erdrückt. Die Tradition GmbH können wir stabilisieren, wenn die Umsatzprognosen für den e-Zipfel realisiert werden. Und dafür brauchen wir unbedingt diesen Bellesanté-Auftrag.“

„Aber …“ setzte Patricia an.

„Mir ist schon klar, wie viel Herzblut du in die Jung & Wild gesteckt hast, Patricia. Und wir beide wissen, wie wichtig du für die Zipfelwerke bist. Deswegen will ich dich ja auch in die AG zurückholen. Du könntest dir ja mal Gedanken über einen Posten machen.“

„Ich …“

„Seien wir ehrlich, Virtual Reality Entertainment passt einfach nicht zu uns, und wir müssen vernünftigerweise am F&E-Budget sparen.“

„Walter, ich denke darüber nach“, erwiderte Patricia resolut und erhob sich. „Du weißt, ich fliege morgen mit Philipp nach San José weiter, wenn er von der Messe zurück ist. Lass uns danach reden. Erst einmal wünsche ich dir gutes Gelingen für das Gespräch mit Frau Dulac. Und schau unauffällig am Stand von Orthopädie-Erpel vorbei, die haben ziemlich viel Wind um ihre Produktankündigung gemacht.“

***

Nach einem langen Tag auf der Messe hängte Walter Zipfelhuber seinen Mantel missmutig an der Garderobe des Le Poisson Ancien auf. Die Menschentraube am Stand von Orthopädie-Erpel hatte er gemieden. Doch selbst hier im Restaurant schnappte er noch Gesprächsfetzen auf über die „sensationelle neue Produktlinie Erpel Ergoline Comfort“.

Dass Catherine Dulac sich mit einen Erpel-Kugelschreiber Notizen machte, besserte seine Laune nicht. Sie war offensichtlich pünktlich gewesen und hatte inzwischen einen Business Plan skizziert.

„Ich trinke lieber ein Weißbier,“ entgegnete er, als sie ihm die Weinkarte reichte. Walter mochte keinen Small Talk beim Essen. Während sie charmant über die historische Altstadt plauderte, brummte er nur einsilbig.

Hingegen war er wieder in seinem Element, als sie endlich den Business Plan aus ihrer Mappe hervorholte. Akribisch ging er die Zahlen durch und tippte mit dem kleinen Finger auf die Wachstumsprognose: „Das hier erscheint mir zu optimistisch. Aber wenn Sie Ihre Kampagne ein Quartal früher starten und wir vor unserem Mitbewerber am Markt sind, können wir nachhaltiger wachsen …“

Catherine Dulac nickte zurückhaltend.

Walter Zipfelhuber lächelte väterlich: „Gut gemacht, und nun halten Sie mit Ihrem Vorstand Rücksprache und melden sich wieder bei uns!“

Catherine Dulacs Lächeln gefror. „Gut, dass wir uns kennengelernt haben, Herr Zipfelhuber. Ich denke, wir sollten über die Kooperation noch einmal schlafen.“

***

Philipp Marc orderte eine gekühlte Flasche Mineralwasser in der Hotelbar und blickte interessiert auf den Flachbildschirm über dem Tresen. In den Wirtschaftsnachrichten lief ein Bericht über den Boom in der Sensortechnik. Der Kellner war noch damit beschäftigt, Eiswürfel in einen Kübel zu schaufeln, als eine sportlich-elegante Mittvierzigerin sich mit der Bestellung eines Cognacs dazwischenschob.

„Harter Tag?“ fragte Philipp Marc verständnisvoll.

„Ich trinke sonst nie, aber heute Abend …“

Sie stürzte den Cognac hinunter und erzählte von einem nicht sonderlich gelungenen Kooperationsgespräch.

„Ich habe heute geschaut auf die Messe, aber bisher niemand hat solche self-adjusting Geräte,“ Philipp deutete auf die Wachstumsprognose, die gerade auf n-tv eingeblendet wurde. „Diese Trend in die Health Care Industry wollen wir nutzen.“

„Genau darüber habe ich heute nachgedacht. Schauen Sie mal …“

Zwei Stunden angeregter Konversation später hatte Catherine hat einen Stapel vollgekritzelter Cocktailservietten neben sich liegen – und wieder ein Leuchten in den Augen. “Entschuldigen Sie, ich habe mich gar nicht vorgestellt: Catherine Dulac, Executive Vice President Marketing bei Bellesanté. Und was machen Sie eigentlich?“

Philipp reichte ihr seine Karte: „Philipp Marc, Ph.D. – StellarCraft llc, San José, CA – ein Unternehmen der Zipfelwerk-Gruppe“.

Einen Augenblick lang erstarrte Catherine Dulac, dann breitete sich ein strahlendes Lächeln über ihre Züge: „Na, jetzt wird’s interessant!“

Bild: Didier Duforest, Flickr (CC)

/* Original-Code Post Header Metadata
Datum: Mrz 24Autor: Quiridium
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